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„Wallich nedd!“ So sagt man ja oft, wenn man etwas hört, das man eigentlich nicht für möglich hält. In der letzten Zeit muss man erschreckenderweise allzu oft „Wallich nedd!“ sagen. Irgendwie ist es schon kein Gefühl mehr, sondern traurige Gewissheit, dass das Undenkbare immer öfter wahr wird. Der Brexit zum Beispiel. Jeder gesagt, der kommt nicht. Falsch. Der Donald Trump. „Das schafft der nie! Die Clinton wird's.“ Falsch. RB Leipzig Tabellenführer in der Fußball-Bundesliga? Nie. Sie sind es. Oder in unserer beschaulichen Gegend. „Sondheimer Musikverein vor Auflösung“. So stand es vor gut einer Woche in der Zeitung. „Na ja. Warte mal. Das wird schon wieder.“ Denkt man oft in der letzten Zeit, wenn es in einem Verein kriselt. „Die raufen sich schon wieder zusammen.“ Aber in dem Fall in Sondheim in der Rhön? Eine Vorstandschaft gibt es angeblich nicht mehr, Musikanten auch nicht. Kritisch! Und der Hammer die Schlagzeile in der Main-Post vor drei Wochen: „Bad Königshofen - Kinder haben kaum noch Interesse ein Sternsinger zu sein“ Im ersten Moment habe ich gedacht, dass sich der Himmel eintrübt und der Herrgott Blitz und Ungewitter herunter schickt. Pfeifendeckel! Traurige Realität anno Domini 2016. Die Dreikönige sind in der Gefahr, auszusterben. „Wallich nedd, odder?“ Wer weiß? Ich schließe mittlerweile nichts mehr aus, siehe oben. Keine Dreikönige mehr? Hängen vielleicht nur noch wir Älteren diesem schönen Brauch nach und die jungen sagen: „Na und?!“ Man muss fast davon ausgehen. Dreikönig. Was waren das für Zeiten! Zwei Weiße, ein Schwarzer. Caspar, Melchior, Balthasar. Einer hatte die Sammelbüchse, einer den Stern und einer das Weihrauchfass. Jede Gruppe wollte in ihrem Revier die größte Wirtschaft haben, weil es dort das meiste Geld gab. Und jeder wollte in ein ganz bestimmtes Haus, weil die Frau dort immer Geburtstag hatte und es Likör gab. Für die Dreikönige! Kleine Buben, die mit Alkohol bis dahin nie in Kontakt gekommen waren. Haben schön brav den angebotenen Likör getrunken und nicht selten auch beim zweiten nicht Nein gesagt. Höflich wie sie waren. Sind zum Teil stockvoll mit dem Milchwägelchen heimgefahren worden, weil sie nicht mehr laufen konnten. Kein Schwein hat sich darüber aufgeregt, es war halt so. Gute alte Zeit. Heutzutage? Undenkbar! Na ja. Jede Generation schafft sich ihre eigene Welt. Macht nur so weiter. Servus, der Eustach. |