Glosse

Seit Oktober 2007 schreibe ich für die Main-Post die Glosse "Gotthold & Eustach" und beleuchte dabei verschiedenste, meistens ganz aktuelle Themen, mit der ganz besonderen Sichtweise von Gotthold und Eustach. Die Glosse erscheint alle zwei Wochen jeweils am Dienstag in der Bad Neustädter Ausgabe der Main-Post. Besucher unserer Internet-Seite können alle Glossen nachlesen.


Pressing nach dem Sportgruß HOCHDEUTSCH

(05.07.2016)
 

Jetzt, wo die Fußball-EM in Frankreich in ihre entscheidende Phase getreten ist, muss ich einmal etwas loswerden. Der Gotthold und ich, wir gehören ja noch zu der Generation Fußballer, bei der der Sportgruß noch nach dem Spiel war. So wie heute, schon vorher jedem der anderen Mannschaft die Hand zu schütteln oder „abzuklatschen“, wie man heute sagt, das ist keine Kunst. Nach dem Spiel, vor allem wenn es hoch her gegangen ist, sich noch einmal gegenüberzustellen und vom Schiedsrichter zu hören, wie hoch man verloren hat, das war Größe! Egal, aus und vorbei. Wenn ich die ganzen Experten wie Scholl, Kahn & Co. höre, frage ich mich, wie wir früher überhaupt Fußball spielen konnten! Es gibt ja Zeug und Ausdrücke, davon haben wir früher schlicht nichts gewusst! Die Raute zum Beispiel. Hatten wir in der Schule in Geometrie, dann haben wir nie mehr etwas davon gehört. Oder die Doppel-Sechs, die Dreier-, die Vierer-, die Fünfer- oder die Weiß-der-Teufel-wie-viel-Kette. Nie gehört. „Gegen den Ball arbeiten“. Haben wir früher in der Schülermannschaft (U5, U7, U9, U11 usw. kannten wir ja nur, wenn wir zum Fußball in München waren und mit der U-Bahn zum Olympiastadion gefahren sind) schon gemacht. Wir sind alle dorthin gerannt, wo der Ball war und haben gegen ihn gearbeitet. Forechecking? Früher hat der Trainer hinein gerufen: „Hobb! Hie! Ran jetzt! Geht drauf!“ Oder Pressing. Hat man früher nach dem Spiel gemacht, wenn man bei der Runden-Sauferei mitgemacht hat und die letzte Flasche Bier für die Nächste leer saufen musste: ein Pressbier war das dann. Gegenpressing? Das war das so genannte Konterbier: ein Bier, das du am nächsten Tag nach einem Rausch getrunken hast, weil es dir dann trotz Restalkohol vom Tag zuvor komischerweise wieder besser gegangen ist. Wie haben wir das früher bloß geschafft? Mit Libero, Vorstopper, rechten Läufer, linken Läufer, Rechts- und Linksaußen. „Keilstürmer“ oder „Falsche Neun“? Wir hatten früher eher ein paar „falsche Fuffziger“ dabei! Auch „Schnelles Umschalten“ ist früher nicht gegangen. Wir hatten ja noch keine Fernbedienung. Tore sind trotzdem gefallen und die Ergebnisse waren genau wie heute: 1:1, 2:1, 3:3, 0:2 oder so. Weil der Gegner ja auch nicht gewusst hat, wie es geht. Zum Schluss noch einen schönen, zeitgemäßen Fußballerwitz gefällig? Was macht ein Engländer, nachdem England die Fußball-EM gewonnen hat? Er macht die Playstation aus und geht ins Bett. Servus, der Eustach.

 

 Übersicht 
 
   
© 2008 - 2009 NES-Online.de
(Bad Neustadt
)
Startseite - Aktuelles - Termine - Über uns - Glosse - Gästebuch - Kontakt