|
Ihr werdet mir alle zustimmen, wenn ich sage, dass es bei uns wohl keine Gruppe gibt, die sich in den vergangenen Jahren dermaßen vermehrt hat wie die Radfahrer. Das Biosphärenreservat Rhön würde vor Freude Purzelbäume schlagen, wenn das beim Birkwild auf der Hochrhön auch nur annähernd so der Fall wäre. Landauf, landab wird reingetreten wie blöd und es wimmelt nur so von Leuten auf zwei Rädern. Innerhalb der Radler gibt es wieder unzählige verschiedene Gruppen: Sportler, Gemütliche, E-Biker, Genussfahrer, Kleine, Große, Dicke, Dünne. Und auf den endlosen Kilometern Radwege quer über alle Landkreise hinweg kommt es zu den unterschiedlichsten Begegnungen und Überholmanövern. Und wenn einer mit so 200 - 240 Pfund unterwegs ist, sich mit hochrotem Kopf vorwärts quält und von hinten schießt ein Asket mit einem 40er-Ärschle, muskelgestählten, braungebrannten Beinen dermaßen vorbei, dass es einige Minuten lang nach Gummi stinkt, muss man unbedingt positiv denken. Drei Gedanken könnte sich ein gutbeleibter Radfahrer bei der Gelegenheit machen. Erstens: „Und trotzdem schmeckt mein Schäufele später besser als dein Rohkost-Salat!“ Zweitens: „Du magst zwar topfit sein, aber wenn du von einem Auto überfahren wirst, ist es bei dir genauso vorbei wie bei mir!“ Und drittens: „Wenn eine Hungersnot kommt und es nichts mehr zu essen gibt, bin ich dreieinhalb Tage länger auf der Welt als du!“ So oder so ähnlich müsste ein Vollschlanker dann denken. Ja, die Radfahrer! Sind schon eine Sorte für sich. Direkt süchtig nach ihrem Drahtesel sind ja manche. Fast schon krankhaft. Ich habe neulich von einem gehört, der Rad gefahren ist, obwohl seine Frau hochschwanger eingekommen ist. Wenn es soweit war, sollte sie ihm in einer Art Geheimsprache schreiben: „Fahrrad angekommen.“ Er wüsste dann schon bescheid. Wie er dann drei Tage unterwegs war, kam endlich die erlösende Nachricht von der Frau: „Zwei Fahrräder angekommen. Ein‘s mit Ventil, ein‘s ohne.“ Herzlichen Glückwunsch! Das Fahrrad muss schon manchmal für verklausulierte Erklärungen herhalten. Wie vor Jahren, als man sich noch verlobt hat. Da hat ein kleiner Bub seinen Vater gefragt: „Du Papa. Was ist denn eigentlich eine Verlobung?“ Vater: „Das ist so, wie wenn ich dir zu Weihnachten ein Fahrrad schenke, du aber erst Ostern damit fahren darfst.“ Darauf der Bub: „Aber ein wenig daran klingeln darf man vorher schon, oder?!“ Servus, der Eustach. |